Hindustan

Zwei Wochen Indienabenteuer sind vorbei. Wegen zu viel Ablenkung konnte ich leider nicht allzu viel vom Land sehen. Aber jeden Morgen und Abend hat Krishna, mein Fahrer, mich zur Arbeit und wieder ins Hotel gebracht. Dabei sind die meisten Bilder und Videos entstanden. Die Stadt ist so voll mit Menschen, Tieren, Autos, Trucks, Smog, Müll und Staub, aber zwischendurch kommt die erst vor einigen Jahren gewonnene freie Wirtschaft in Form von globalisiertem Fortschritt und Bekannten Markenshops hervor. Vom IT Zentrum ‚Cyberabad‘ sind wir über neue, alte, huckelige, nicht vorhandene und oft kreuzende Strassen gefahren, vorbei an Hochhäusern, kleinen Häusern, Nomadendörfern, Märkten, kleinen brennenden Müllhaufen, Büffelherden, Pfauen, bewohnten Ruinen und ruhenden Baustellen.  Das gleiche Bild habe ich auch in Chennai an der Ostküste bei einem Tagestrip zu einer anderen Firma gesehen. 

Neben uns fährt eine Familie auf dem Roller. Oft sind es aber auch drei Kinder mit Eltern oder die Mutter sitzt seitlich hinten drauf und hat ein Baby auf dem Arm. Helmpflicht gibts schon, in den meisten Staaten aber nur für den Fahrer mit Ausnahmen für religiöse Gründe und für Frauen.

Golkonda Fort ist der Ursprung der Stadt. Sowohl strategisch als auch technisch ein vorzeigbares Stück Geschichte! Das Eingangstor ist von einem Vorgelegten Halbkreis umbaut und so nicht unmittelbar angreifbar. Die Räume und Hallen sind so gebaut, dass sie den Schall teilweise über hunderte Meter weiterleiten und Kommunikation im Fort erlaubten. Manche Räume haben diamantförmige Prägungen an den Decken und runde Ecken, sodass der König in der Mitte des Raums, und nur dort, jedes geflüsterte Wort und alle Tuschelein bei Verhandlungen mitbekam. Und Wasser wurde schon durch Rohrleitungen verteilt und hat wahrscheinlich damals schon den Gästen Darmprobleme beschert. Aber auch Abwassersysteme waren von vorhanden – sehr lösungsorientiert!

Die Autos brauchen Platz. Wenn eine Strasse verbreitert wird, wird halt das Haus verkürzt. Das kann aber trotzdem die Miete erhöhen, sie haben jetzt ja schliesslich einen Balkon.

Ich glaub, mein Flug ist der mit dem Grinsegesicht als Buchstaben im Zielnamen.

Windradblumen

Morgens ist noch nicht sooooo warm, da kann der Fisch noch in die Sonne. Frische Luft tut ja gut.

Der Kumpel hat mich in meinem Wochenendbüro besucht.

In Indien ist alles essen und trinken als veg oder non-veg gekennzeichnet. Wenn es mal Fleisch gibt, dann ist es bis zum bitteren Ende gekocht oder gegrillt, denn Blut gilt bei allen Religionen als unrein. Die eine Religion darf kein Schwein essen, die Frage nach dem ‚Warum‘ brachte aber keine klare Antwort. Die andere darf keine Kuh, die ist halt heilig. Aber Gott sei dank sind Wasserbüffel keine Kühe, da kann man auch prima Burger draus machen. 

Ich hab diverse Male versucht, die offenkundigen Vorteile und Geschmackseuphorien von nordhessischem Schweinehack und der norditalienischen Mischung von rohem Ei und Rinderhack zu vermitteln. Die Gesichtsausdrücke hätte ich gerne fotografiert, war aber zu langsam. Aber auch ein medium-rare Steak kommt nicht in Frage. 

Ich hab sehr viel über die Geschichte dieses Teils der Welt gelernt und woher die politischen und wirtschaftlichen Verzweigungen und Konflikte kommen. So viele Hochs und Tiefs, Besetzer und Besitzer, Umstrukturierungen und Missionierungen haben allesamt Spuren oder sogar grundlegenden Werte hinterlassen und die Marktöffnung in den Neunzigern hat ihre vollen Auswirkungen noch gar nicht entfaltet. In der Woche, die ich nun wieder zu Hause bin, habe ich mit ein paar Indern – die übrigens derzeit die grösste Einwanderungsnationalität hier sind – über meinen Eindruck gesprochen und für die meisten ist genau das der Grund, warum sie ausgewandert sind.

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2 thoughts on “Hindustan”

  1. Silvia

    Kann es sein, dass die zwei Wochen in Indien (mit allen positiven und auch negativen Erfahrungen) bei dir sehr viele bleibende Eindrücke, Begeisterung und Neugier hinterlassen haben?! Es ist immer spannend, wenn man in fremden Kulturen unterwegs sein darf und die Menschen und das Leben dort beobachten kann!!! Neben der vielen Arbeit hast du ja doch Land und Leute ein klein wenig kennen gelernt.

    1. Mynite

      Ja, das war schon ein Erlebnis. Ich darf ja weiter mit den Leuten dort arbeiten, aber eine Reise durch das Land muss glaub ich schon mal irgendwann sein.

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