Bummsebienchen

Jetzt sind wir schon echt lange in Christchurch…so lange, dass wir nicht nur unsere Wege im Alltag bezüglich Einkaufen oder Kindergarten haben, sondern auch so lange dass wir schon bekannt sind auf unserer Ecke ( in unserer hood ) 😊

Wer kennt uns und warum:

  1. Unser Nachbar. Ein geheimer Geselle, der es gerne mal krachen lässt und immer froh gelaunt mit Death Metall auf Endstufe nach Hause kommt. Er erkennt unsere Jungs bestimmt schon am Schreien und macht 10 Kreuze, wenn wir ausziehen
  2. Die Busfahrer…oh ja die Busfahrer. Da haben wir den „kleinen“ und den „großen“ und nicht zu vergessen den „Alten“. Alle kennen uns aus einem bestimmten Grund: Unsere Kids…beziehungsweise ihre Vergesslichkeit ihren Kuscheltieren ggü. So ist Liams Katze schon 1 Stunde ohne uns gefahren, wurde gefunden und von uns wieder abgeholt. Das gleiche Schicksal hat Liams Hase auch schon ereilt und wenn nicht Yarons Panther eine perfekte Symbiose mit Yarons Hand eingegangen wäre hätte er bestimmt auch schon die ein oder andere Erkundungstour hinter sich. Die Busfahrer erinnern uns also jetzt immer mit einem breiten Lächeln all unsere Sachen beim Verlassen des Busses mitzunehmen. Das mit den Bussen ist echt seltsam, denn obwohl wir immer ,den ermahnenden Zeigefinger in der Luft, unsere Kinder zur Eile ermahnen und mit einem eventuellen verpassen des Busses drohen, sehen wir trotz pünktlichen Verlassen des Hauses das blaue Heck des Busses viel zu oft ☹. Das hat Yaron dazu verleitet nun schon morgens nach dem Schuhe anziehen zu sagen: Mama wenn du mich trägst, dann sind wir viel schneller und verpassen den Bus nicht…..Totschlag Argument
  3. Die Sicherheitsfachkraft in der Bibliothek…..Weil wir mangels dauerhaften Wohnsitzes keine Bücher ausleihen dürfen, sitzen wir eben stundenlang auf dem Sofa der Kinderecke und lesen was uns unterkommt. Vielleicht macht uns das zu Verdächtigen, denn die Dame kommt wirklich oft vorbei…Mein skurriler Favorit ist ein Buch über einen Jungen und einen Dino, die den Vater des Jungen suchen und auf einmal rumpelts im Dino Bauch und der Vater sitzt in Mitten einer massiven Darmentleerung verwirrt schauender Weise hinter dem Dino. Ein Klassiker. Seltsam nur, dass die Jungs das Buch so toll finden, dass ich es jedes Mal vorlesen muss…
  1. Besitzer eines Fairtrade Ladens, den wir einmal die Woche besuchen, weil sein Laden in unserem Lieblingskaffee ist. Die Jungs freuen sich wie bolle, wenn er ihnen Stempel auf die Hände drückt…Ein Smiley und laut Yaron ein: Bummsebienchen. Liam war jetzt auch echt stolz, als er auf ihn zu ging „Pen, please“ sagte und gefordertes sogar bekam.
  2. Jason haben wir in der Spielecke eines McDonalds kennengelernt. Irgendwie kamen wir ins Gespräch. Rene und er haben sich gleich gut verstanden und ich nur Bahnhof. Irgendwas mit Rennauto und Getriebe kaputt…als wir ihn und seine 2 kleinen Töchter letzte Woche besucht haben konnte Rene sich nach langer Zeit mal wieder die Hände an einem Getriebe ölig machen und war ganz seelig.
  3. Anna traf ich das erste mal in der Bibliothek und seitdem einmal die Woche. Sie ist gebürtige Irin und lebt hier. Es ist echt schön einfach mal über Alltag, Kinder und Jobsuche quatschen zu können. Sie gibt Tipps mit Schulsuche und Klamotten kaufen. Sehr entspannte Person.

Aber wir sind eben auch schon so lange hier, dass wir die rosa Brille abgelegt haben. Christchurch oder Garden City ist grün. In der Tat 800 Parks. Aber in der Tat auch vermüllt. Im Avon, dem Fluss, schwimmen Pylonen und auch gesagt werden kann, dass nach dem Erdbeben der Fokus eben mal nicht auf Müll sammeln lag, sondern auf Wiederaufbau, muss sich hier dringend etwas ändern. Für jede Tüte gibt’s noch ne Tüte. Flaschenpfand ist ein Fremdwort – Glasflaschen eine Seltenheit.  Wir sind sehr Müllbewusst, aber wir müssen zugeben, dass auch wir noch nie so viel Müll produziert haben, wie in den letzten Monaten. Das mit der Mülltrennung ist auch eher freiwillig, da wir schon Augenzeugen waren, wie ein Müllauto die Recycling- und die Biotonne abgeholt hat.

Neuseeland hat ein grünes Image, aber eines, das auch in den Augen der Bevölkerung schwindet. Wir hören immer wieder, was früher besser oder anders war und dass sich die Neuseeländer sehr kritisch mit dieser Entwicklung auseinandersetzen.

Die Touristen, die aber für dieses grüne Image zahlen, sind gleichzeitig das größte Problem, neben der Milchwirtschaft – aber dazu gleich noch. Touristen wollen also ein lupenreines Neuseeland, fahren gleichzeitig mit ihren Wohnmobilen am besten direkt auf den Strand und hinterlassen nach abebben der Hauptsaison ein Bild der Verwüstung auf manchen Parkplätzen der Hauptattraktionen. Das Budget zum Ausbau des Tourismus wird von Jahr zu Jahr gesteigert, schier endlos, denn Tourismus bringt den größten Verdienst.

Die zweite Umweltkatastrophe kommt von innen. Die Milchwirtschaft braucht ca 85% des Wassers für die Bewässerung ihrer Wiesen und die Düngereste und Kuhhinterlassenschaften verseuchen hier die Flüsse. Aber auch hier beisst sich die Katze in den Schwanz, denn die Regierung weiss natürlich, dass das blöd ist, kann aber kaum etwas tun, da die Milchwirtschaft nach dem Tourismus die zweitgrößte Einnahmequelle ist.  Dumm nur, dass ja die Touristen nicht dafür zahlen, dass sie braune Flüsse sehen….

Neuseeland steuert sehenden Auges auf eine Umweltkatastrophe zu und mit dieser wird das Ausbleiben des Tourismus einhergehen. So hat es ein Bekannter, der hier an der Uni in Christchurch Hydrologie unterrichtet, gesagt.

So, genug Schwarzmalerei. Wir lieben es trotzdem hier.

Letzte Woche war ich mit den Kindern zusammen im Flugzeugmuseum….so gedacht. Das ganze entpuppte sich als Air Force Museum, voll mit Kriegsflugzeugen, Kriegsrelikten und der ständigen Frage nach : Mama, wie viele Bomben hatte das Flugzeug? Dort gibt es auch einen Flugsimulator, während dessen Laufzeit der zahlungswillige Museumsbesucher eine Mission zu bewältigen hat. Oh Mann…nach dem Touristenbild von Liam im Flak, sind wir wieder gegangen.

Ausserdem haben wir gelernt, dass wir anders als in Europa, wo man sich generell über einen Wind aus Süden freut, hier besser 2-3 Schichten Klamotten nachrüsten sollte. Denn Wind aus Süden bringt hier Kälte und der Süden heisst hier Antarktis. Und manchmal, wenn der Wind ganz stark ist und wir ganz leise sind hören wir die Pinguine ;).

In 2 Wochen ziehen wir aus unserem gewohnten Domizil 3 Strassen weiter in das nächste Haus, aber vorher melden wir uns noch. Inzwischen sind auch unsere Fahrräder angekommen und ab morgen können wir Christchurch auf dem Fahrrad erkunden….Was da wohl unsere Freunde die Busfahrer zu sagen?

Das nächste Mal mehr zum Thema Führungszeugnis aus dem Ausland beantragen, Paketversand mit der deutschen Post, mehr Leute, die wir kennengelernt haben und endlich der ersehnte Bericht zum Thema „ Südhalbkugel = andersherum gewickelte Zimtschnecken“ und das Phänomen mit dem Ablaufen des Badewassers (**Herr Hönsch**).

Wir verbleiben mit freundlichen Grüßen!!

 

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