Pekingente alá Garage

Vorab wieder ein Quiz zum Thema Haussuche:

Für welches Haus haben wir uns entschieden?

  1. Das Haus mit dem schönen Garten in erneuerungsbedürftigem Zustand
  2. Das Haus in der Einflugschneise mit den *hust* legalen chinesischen Untermietern
  3. Das Haus mit wenig Garten und schwarzem Schimmel
  4. Das Haus mit Meerblick, riesen Garten und absolut gar keiner Heizung
  5. Das Haus mit regenbogen Schimmel aber schönem Grundstück

Aber von vorne. Renes neuer Arbeitgeber hat uns für die ersten 3 Wochen in Auckland ein Apartmenthotel bezahlt und das erste Mal nach fast 6 Monaten hatten wir eine saubere, schimmelfreie, warme, trockene und relativ große Behausung. Herrlich! (Ein Schelm wer denkt, dass wir dortgeblieben sind).

Am ersten Tag unserer Ankunft…wir erinnern uns alle an den Teil mit der Magenentleerung…hatten wir den ersten Hausbesichtigungs Termin. Kurz gesagt nach 3 Minuten und der Erkenntnis, dass das Haus weder über Heizung, noch Isolierung verfügt war die auch schon wieder vorbei…

Die Termine hatten wir von Christchurch aus gebucht. Wir sind, man verzeihe uns unsere Naivität, von der Entfernung zu Renes Arbeit und den Google Maps Bildern bezüglich Gartengröße und natürlich einer uns angemessen erscheinenden Miethöhe gegangen. *Der Zonk*

Innerhalb kürzester Zeit haben wir gelernt, dass die Makler hier vor allem eines können: Photoshopen. In Häusern, die in den Beschreibungen super aussahen wurden wir an der Haustür oder spätestens im Bad vom Schimmel begrüßt. Das ist aber hier egal, denn Isolierung, doppelt verglaste Fenster oder Zentralheizung existieren hier kaum dafür aber Schimmelspray in allen Varianten. In dem von uns gesetzten Budget schonmal gar nicht.

Wir haben uns einen Neubau angesehen, der für neuseeländischen Standard top isoliert ist. Der Makler erzählte uns, dass es sogar schwieriger ist diese Häuser zu vermieten, weil die Neuseeländer eben altgediente Häuser (mit gewohntem Wandpilz) bevorzugen. AHA!!

Die Miete wird hier wöchentlich bezahlt und auch wenn uns jeder von den lächerlich hohen Preisen hier in Auckland erzählt hat haben wir echt geschwankt zwischen bloßem Entsetzen, wer so naiv sein kann für Bruchbuden so viel Geld auszugeben (Haus Nr 4 kostete tatsächlich 550$ pro Woche) und der Erkenntnis tief in die Tasche greifen zu müssen, wenn wir das gesundheitliche Risiko in Grenzen halten wollen.

Um es kurz zu halten wohnen wir nun in einem echt schönen Haus. 2 Küchen, 4 Bäder, 5 Schlafzimmer alle mit begehbaren Kleiderschränken, Isolierung, Belüftungssystem und doppeltverglasten Fenstern, klingt perfekt. Das große ABER ist nicht nur die Einflugschneise, sondern auch die Schnellstraße vor der Tür, der kaum nennenswerte Außenbereich und die chinesischen Mitbewohner, die zum Deaktivieren der Alarmanlage auch gerne mal in unseren Bereich des Hauses gehen. Wir haben viel abgewägt und der Gesundheitsaspekt ging vor. Außerdem ist es nicht für immer, aber wir können uns jetzt Zeit lassen bei der Suche. Kurzum wir wohnen jetzt seit einer Woche hier und finden es super endlich wieder ein Zuhause zu haben. Wir wohnen hier sehr luxuriös und einen Großteil des Hauses nutzen wir gar nicht, weil wir das Mobiliar nicht haben. Brauchen wir auch nicht. Wir haben echt gelernt, wie gut es tut seinen Besitz klein zu halten und wenn wir daran denken, dass grad 10 Umzugskartons mit Haushaltsgut aus Deutschland auf dem Weg zu uns sind, dann fragen wir uns eher, was wir damit noch anfangen sollen 😊.

Falls sich jemand fragt, warum das Haus 5 Schlafzimmer mit angrenzenden Badezimmern hat ist das schnell beantwortet. Normalerweise werden diese Häuser Zimmerweise an Chinesen vermietet. Das erklärt auch die 2. Küche. Während wir uns zu viert dieses Luxusdomizil teilen, leben unsere Mitbewohner in 1 Zimmer, dürfen die Garage nicht nutzen, die Wäsche zum Trocknen nicht rausstellen und wenn wir mal ein 2. Auto haben auch nicht mehr in der Einfahrt parken…. apropos Garage. Die wird auch normalerweise separat vermietet, allerdings nicht für das Auto… völlige Verschwendung in einer Stadt, die als mit teuerste der Welt beim Thema Wohnraum kursiert…sondern als Wohnung. Die Garagen der Nachbarschaft sind ausgestattet mit kleinen Küchenzeilen, Waschmaschinen, Teppichen, Betten…. ich muss euch nicht erzählen, was alles in einer Wohnung zu finden ist.

Wir haben auch ein neues Familienmitglied. Da wir uns ja in die 90% chinesische Nachbarschaft integrieren mussten haben wir uns einen Mazda Premacy gekauft. „Raupe Nimmersatt“ nennen wir sie, wegen des grünen Schimmers. Die Groesse ist genau richtig, um Kinderfahrräder im Kofferraum oder einen ganzen Doppeltür-Kühlschrank mit der Hilfe (und bewundernden/ zweifelnden/ belächelnden Blicken) der neuen Arbeitskollegen zu transportieren. Oder auch, um 2,3 Tonnen Pappe und Styropor zum Möbelhaus zu kutschieren, um dort mit blinzelnden Augen zu versichern, dass es natürlich alles von diesem einen Möbelhaus und nicht von der Konkurrenz ist und wir es gerne dort in den Container werfen würden.

Die Kinder haben wir in einem Top Kindergarten in einem der ärmsten Stadtviertel Aucklands untergebracht. Da sich das Bildungsministerium gedacht hat die finanzielle Förderung von Kindergärten und Schulen an dem Durchschnittsgehalt der Region zu bemessen ist der „Run“ auf Gegenden mit hohen Einstufungen besonders hoch, denn die Schulen nehmen nur Kinder auf, die in ihrem Einzugsgebiet leben. Jeder kann sich als auf der Internetseite des Ministeriums ansehen wie arm oder gut betucht die Gegend ist und sich davon beeinflussen lassen oder nicht. Die Leute, die dort wohnen können nichts für ihre Situation. Unser Haus ist in einer Gegend Nr 7 (also gut), 2 Straßen entfernt von einer Gegend Nr 10 und die Kids gehen in einen Kiga in einer Gegend Nr 1. So weit so verwirrend.

Liam und Yaron sind die einzigen europäisch aussehenden Kinder. Das Viertel ist rein Maori und Süd Pazifisch und sehr arm. Wenn ich die Kinder morgens dorthin fahre und die Häuser um den Kindergarten sehe, dann sehe ich das Wasser von innen die Scheiben runterlaufen und ich weiß, dass unser alter Freund Schimmel in allen Ecken lauert. Warum wir die Kids dort angemeldet haben? Das Bildungsministerium führt in bestimmten Zeitabständen Begehungen in Kindergärten durch. Auch diese Ergebnisse sind öffentlich. Der Kiga hat top Bewertungen und die Leitung ist sehr engagiert. Die Kinder bekommen aufgrund der erhöhten finanziellen Zuwendung kostenfreien Musikunterricht und Essen. Es gibt I Pads für die Kinder mit Lernprogrammen und einen Mega Außenbereich, der bei Regen mit einer Plane trotzdem begehbar ist. Und das allerwichtigste: den Kindern ist ihr Sozioökonomisches Umfeld total Rille. Im Übrigen fordern Schulen mit einer hohen Bewertung eine „freiwillige „Spende der Eltern pro Schuljahr, weil sie ja weniger Zuschuss bekommen.

Wir haben gleich am 2. Kiga Tag einen Ausflug zur „Kirche“ des nächsten Maori Iwi (Stamm) gehabt und durften dort, natürlich auf Maori, den Zeremonien des Maori Neujahr (Matariki) lauschen. Beim anschließenden Puppentheater durfte Yaron eine Fledermaus halten und Liam war eine Sternschnuppe. Matariki wird immer zum Zeitpunkt einer bestimmten Sternenkonstellation gefeiert.

Ach eins noch zum Schluss…bei uns ist der absolute Supergau eingetreten, der erfahrenen Eltern den Schweiss auf die Stirn treibt und die Fähigkeit fordert sich durch super formulierte Ausreden aus der Affäre zu ziehen. Yarons Panther war nach einem Möbelhaus Marathon nicht mehr aufzufinden. Ohoh. Glücklicherweise ist es Rene vor Yaron aufgefallen. Also erstmal zurück ins Hotel und unbemerkt den Stellvertreter aus dem Schrank gezogen. Durch geschickte Nachfrage ergab sich folgender Dialog:

„Rene: Na das war ja spannend für den Panther heute. Wo war er denn überall mit?“

Yaron:“Überall“

Rene: „Und hat er auch mal auf einem Bett oder einem Sofa gelegen? Oder beim Essen unter dem Tisch gewartet?“

Yaron hat ab da nur noch den Stellvertreter angestrahlt und genickt….so kamen wir nicht weiter. Am nächsten Morgen haben wir uns also wieder in die gleichen Läden begeben und hatten im 2. Anlauf gleich Glück….Zur Strafe musste der Gefundene in den Kofferraum und damit er sich merkt, dass das echt unnötig war, gleich in die Waschmaschine.

So das wars für heute aus dem Land der Himbeeren (um mal meinen Lieblingsfilm zu zitieren).

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